Samstag, 21. Januar 2017

Und es funktioniert sogar

In meinem letzten Blog hatte ich ja über Humor geschrieben. Ein Bild, welches ich immer wieder vor Augen hatte war folgendes: Ich gehe regelmäßig mit meinem Hund im Dunklen spazieren und manchmal sind die Nächte hier sehr dunkel. Aber ich habe keine Lust auf eine Taschenlampe, sondern geniesse es, meinen Weg eher intuitiv zu gehen und natürlich kenne ich die kleine Abendrunde auch gut. Trotzdem dachte ich, ein Maulwurfshügel, oder ein Loch im Boden wird mich früher oder später zu Fall bringen. Und statt mich dann zu ärgern, kann ich darüber lachen.
Aber das Universum spielt ja nach eigenen Regeln und nicht nach meinen. Und gestern Nacht war es dann soweit. Es war stockfinster, aber ich wollte die neblige Stimmung geniessen und bin zum See runter gegangen. Die letzten Eisplatten befanden sich in Auflösung und es war wundervoll ruhig. Bis ich einen falschen Schritt machte und statt auf dem Steg im See landete. Zugegeben es war kalt, aber das spürte ich gar nicht so schnell. Aber ich konnte in dem Moment direkt über meine Blödheit und das Missgeschick lachen. Stand also bis zur Hüfte im Wasser lachte und zum Glück lief keine Kamera, so dass mein Weg zurück aufs Trockene nicht für die Ewigkeit festgehalten wurde. Auch wenn es bestimmt ein Bild für die Götter gewesen sein musste; In Wolljacke, vollgelaufenen Gummistiefeln und garniert mit Schilf grazil wie ein Elefant mich aus dem See mühend.
Zum Haus war es nicht weit und wir haben sogar fliessend Warmwasser, von daher also auch wirklich nicht schlimm. Und es hat mich gefreut, zum einen ist es mal wieder einer der Momente, der mir lange im Gedächtnis bleiben wird, ein Erlebnis. Zum anderen konnte ich mein Lachen und meinen Humor behalten. Also das, was ich mir als Einstellung immer wieder vorgenommen hatte funktionierte auch in einer anderen, aber ähnlichen Situation. Ich hoffe, ich werde auch in den weiteren, mit Sicherheit sich bietenden Gelegenheiten, die Chance nutzen, meinen Humor wachsen zu lassen.

Samstag, 26. November 2016

Mindset und Stress

Bis zum Jahr 2010 habe ich mein Brot in der Theaterwelt verdient. Unter anderem als Regisseur für Oper und Schauspiel. Gerade zu den Endproben und zur Premiere wurden alle hektisch, vermissten etwas, hatten Texte vergessen und so weiter. Ich stand meist neben dem Inspizientenpult und wurde dabei seltsamerweise immer ruhiger, fokussierter und behielt gleichzeitig den Überblick. Auch wenn meine Haltung dazu führte, das noch mehr Menschen mich mit Informationen bombadierten und Fragen stellten.
Je länger ich mich später mit dem Phänomen Stress beschäftigte, umso mehr wollte ich verstehen, warum ich in solchen Situationen anders reagiert hatte als der Rest der Beteiligten. Es wurde mir schnell klar, dass es etwas mit meiner Sicht auf die Situation zu tun haben musste. Denn ich hatte keine Angst, kannte kein Lampenfieber, sondern freute mich auf die Abende. Aber irgendwie genügte das meiner Wissbegierde nicht. Schliesslich stiess ich auf die Studien von Dr. Alia Crum. Sie hat durch zahlreiche wissenschaftliche Versuche nachgewiesen, dass unsere Einstellung, unser Gedankenbild direkten Einfluss auf unseren Körper nimmt. So wie Körperhaltung und Lachen eine hormonelle Reaktion auslöst, tut dies auch unser Mindset. Wenn wir denken, etwas würde uns helfen, dann tut es das auch (der sogenannte Placebo-Effekt). Wenn wir denken, etwas mache satt reagiert der Körper stärker auf unsere Einstellung, als auf die tatsächlich zugefügten Kalorien, indem er das appetitanregende Hormon Grhelin reduziert.
Unser Denken beeinflusst unmittelbar unseren Stoffwechsel über Hormone. Das passiert auch, wenn wir Stress als negativ ansehen. Sofort reagiert unser Körper dementsprechend und wir empfinden die schlechten Seiten von Stress. Die guten Seiten wie Wachheit, Fokussierung und Leistungsstärke nehmen wir damit deutlich vermindert zur Kenntnis. Und ohne Antrieb oder Eustress, also positiven Stress wären viele Leistungen im Sport, genauso wie in der Forschung und Entwicklung nie zustande gekommen.
Wenn Du es also schaffst, eine positive, oder wenigstens neutrale Sicht auf die Dinge und Personen zu werfen, die Dich stressen, hast Du schon extrem viel für Deine Gesundheit getan.
Die Studien haben mir endlich erklärt, warum ich die stressigen Umstände vor Premieren so positiv empfunden habe. Und ich bin froh darüber, denn meine Einstellung ist mit Sicherheit ein Grund, warum ich mein bisheriges Leben so gesund verbracht habe. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars zum Thema "Besser mit Stress umgehen" kurz vor Weihnachten werde ich auf alle Fälle auch diesen Aspekt nahe bringen.

Montag, 24. Oktober 2016

Weniger ist mehr

In der neuesten Ausgabe von "Training aktuell" gibt Hermann Scherer ein klares Votum für die Reduktion. In dem Artikel "Jedes Nein ist ein Ja zur Qualität" erläutert er, warum es besser ist, sich auf das zu begrenzen, was man richtig gut kann. Warum es gesünder ist, seiner Herzensangelegenheit zu folgen, statt überall am Kuchen knabbern zu wollen. Nun ist diese Aussage ganz bestimmt nicht neu. Auch ich habe dieses Wissen und versuche es auch immer wieder anzuwenden. Anwenden? Ja, denn etwas zu Wissen ist ganz was anderes, als es zu Tun. Und da gibt es manche Dinge, die leichter den Weg vom Erkennen zum Handeln finden, und manche brauchen dafür länger. Warum ist das so? Eigentlich sollte man doch davon ausgehen, dass ich keine Probleme habe, etwas umzusetzen wenn ich es als richtig erkannt habe. Vorausgesetzt, die Ressourcen und alle Bedingungen sind vorhanden.
Eigentlich. Aber die Realität sieht anders aus. Zwei Beispiele aus meinem Alltag: Ich weiss, das Heilung immer ihre Zeit braucht und ich bestimmte Schleusen nur öffnen kann. Die Bereitschaft, stärker in den Fluss zu kommen, muss der Körper des Patienten selbst bereitstellen. Also gilt es, gerade im Sinne der Osteopathie, Momente des Haltens und Unterstützens zu bieten. Nicht gleich die nächste Technik drauf zu setzen und sofort ein Ergebnis zu erwarten. Aber meine innere Ungeduld übernimmt da manches Mal die Kontrolle während einer Behandlung und lässt mich schnell eine andere Technik, einen anderen Griff versuchen, statt das Warten auszuhalten. Nach dem Motto: Ich habe so viele Techniken das eine wohl passen wird! Ich weiss, das dies der ineffizientere Ansatz ist, aber mein Gefühl, schnell besser sein zu wollen/beweisen zu wollen, dass ich das kann, übernimmt die Kontrolle. Das Gefühl ist immer stärker als der Verstand.
Zweites Beispiel: Ich habe mich bei meinen Seminaren bewusst auf einen Komplex beschränkt, weil ich hier ganz viel Erfahrung und auch Lust am Vermitteln und Weiterlernen habe. Das macht es einfacher gute Trainings zu geben und auch Skripte zu schreiben, die meinen Ansprüchen genügen. Gleichzeitig fühle ich mich damit sicher und setze mich nicht permanent unter Druck das 'Es noch nicht gut genug ist'. Jetzt kam gerade wieder eine Anfrage, ob ich für einen Träger ein neues Trainingskonzept erstellen würde. Sie würden das gerne ausschliesslich mit mir machen, weil ich so gut passen würde. Das Thema ist auch noch super spannend und wird auch in Zukunft aktuell sein. Also auch langfristig ein Gewinn. Sofort habe ich recherchiert, Bücher bestellt, gelesen, Kontakte hergestellt um den Blick von Innen zu bekommen und und und. Weil ich mich so wertgeschätzt und gebauchpinselt fühlte, brauchte ich trotz meiner sofortigen Skepsis einige lange Zeit bis ich realisierte, dass ich genau das tat, was ich definitiv nicht wollte. Mich schon wieder breiter aufzustellen, statt zu fokussieren. Da hat mein Wunsch nach Sicherheit und das Gefallen-Wollen die Regie übernommen. Unbewusste Antreiber, die ihre Chance gewittert und genutzt haben.
Ich will hier gar nicht auf die Antreiber eingehen, auf die Glaubenssätze, die dahinter stehen, auf die Ursachen. Bedeutsamer sind mir die Mechanismen, die wir alle kennen; Änderungen fallen anfangs schwer und benötigen viel Energie bis sie etabliert sind. Unser Unterbewußtsein nutzt jede Chance die Regie zu übernehmen und gehört in diesem Fall hinterfragt. Wenn ich dann einsehe, dass es mir etwas aktuell Wertvolles mitteilen will, dann sollte ich darauf eingehen. Wenn nicht, dann danke für den Hinweis, aber Nein! Und das ist immer wieder ein Prozess, der Zeit, Aufmerksamkeit und Geduld braucht. Und es ist normal, dass es nicht sofort klappt. Fahrradfahren haben wir auch nicht an einem Tag gelernt, also sei geduldig mit Dir. Denn jede bewusste Änderung, die wir unternehmen soll uns nicht nur beim erreichten Ziel Freude bereiten, sondern möglichst auch bei Weg dorthin. In diesem Sinne: Hab Spaß!

Sonntag, 2. Oktober 2016

Das waren volle Tage, die hinter mir liegen, aber zum Glück bleibt es auch so. Deswegen werde ich vielleicht weiterhin nicht so viel Muße finden, hier zu schreiben. Doch es dreht sich ja ständig alles.
Immerhin habe ich es mal wieder geschafft, einen podcast zu füllen und online zu stellen. Vielleicht hast Du ja Lust, eine schöne Reise zu Dir und Deinen Ressourcen zu machen. Du bist herzlich eingeladen unter:   https://soundcloud.com/user-330308381/selbstwertgefuhl   einzutauchen.
Bei meinen Seminaren darf ich die Handouts meist selber erstellen. Wenn ich, wie momentan, häufig neue Formate unterrichte, bedeutet das, ständig neue Skripte zu schreiben. Ich versuche, mich in meinen Schriften auf das Wesentliche zu beschränken. Denn ich gehe davon aus, daß wir alle genug auf dem Schreibtisch haben und lieber mal was Kurzes und Übersichtliches erneut zur Hand nehmen. Also gab es von meiner Seite wenige Seiten mit komprimiertem Inhalt. Aber irgendwie war ich damit nicht zufrieden. Die Seiten waren nicht ansprechend und luden von daher nicht ein, sie nochmals zur hand zu nehmen. Ich gelobte Besserung und das nächste zu druckende Skript gefällt mir schon deutlich besser. Aber da noch mindestens zwei im kommenden Monat folgen, bin ich gespannt, wieviel Lust ich ansonsten habe, hier was zu schreiben.
Geniesse die Tage, so wie ich es ebenso tue  :-)

Samstag, 17. September 2016

Ein anderer Blick auf das Thema Sucht

In der letzten Woche habe ich mich, neben meiner Arbeit in der Praxis, vor allem mal wieder in Fachliteratur vergraben. Ich gebe zu, das hat bei mir schon manchmal fast ein bißchen was mit Sucht zu tun, aber nur fast. Wegen anstehender Seminare zum Thema "Kommunikation und Psychische Erkrankung/Sucht" habe ich mich dazu mal wieder in Literatur gestürzt. Ich bin wieder aufgetaucht, auch wenn noch nicht alle Bücher durchgearbeitet sind, aber gerade eines hat mich doch sehr zum Nachdenken angeregt, auch wenn es wenig Zusammenhang zu den Seminaren hat: "Drogen - Die Geschichte eines langen Krieges" von Johann Hari. Ein englischer Journalist macht sich auf den Weg die Geschichte des Drogenkrieges nachzuvollziehen.
Dieses Buch bestärkt all diejenigen, die sowieso Anhänger von Verschwörungstheorien sind, also Vorsicht. Hari hängt die Geschichte des Drogenkrieges an einzelnen Schicksalen auf, die  stellvertretend für viele andere stehen. Darunter auch das von Billie Holliday, das ganz am Anfang stand und mit der ein Exempel statuiert wurde. Wegbereiter der brutalen Anti-Drogen Politik war Harry Anslinger, der erst in den USA und schließlich fast weltweit seinen Weg durchsetzte. Sehr clever suchte er Unterstützung in der Politik und der breiten Masse der weißen US-Amerikaner, indem er das Thema Drogen mit der Angst vor farbigen Menschen, vor allem Negern, kombinierte. Er spielte geschickt und konsequent mit dem Bild des ohnehin fast animalischen Negers, der unter dem Einfluß von Drogen zum brutalen Tier wurde. Drastische Einzelfälle wurde extrem aufgebauscht, weiße Drogennutzer kaum oder gar nicht belangt, so daß sich nach und nach das Feind- oder Angstbild mit Drogenkonsum verschmolz. Auf diese Art setzte er seine rigorose Politik durch, wurde zum fanatischen Gegner all derjenigen, die eine aufgeklärtere Drogenpolitik unterstützen wollten und sperrte Süchtige einfach ein. "Drogen und Drogennutzer sind schlecht, der einzige Weg die Staaten sauber zu halten ist der, Dealern konsequent das Handwerk zu legen und den Drogensumpf auszutrocknen." So die Quintessenz seines Ansatzes, den er als Leiter des Bureau of Narcotics 35 Jahre durchzog. Seine Macht reichte soweit, daß er sogar bei den UN anderen Staaten diesen weg diktierte. Denn wer sich weigerte, dem sollte der Geldhahn zugedreht werden. (Kleiner Einschub: das löst gerade eine Verknüpfung bei mir aus, wo es um den Einsatz von Maissirup geht; Nach einem Handelsabkommen zwischen den USA und Mexiko darf Maissirup als Süßstoff in Mexiko verwendet werden. Da nach kurzer Zeit die gesundheitlichen Folgen, vor allem Fettleibigkeit, sichtbar werden, belegt der Staat Mexiko Maissirup mit einer Steuer. Dadurch werden Produkte, die mit Maissirup gesüßt sind teurer. Dagegen klagt ein US-Konzern, gewinnt, und der Staat Mexiko darf eine immense Strafe zahlen, weil er die Gesundheit seiner Bevölkerung unterstützt.)
Damit war der Weg zu alternativen Ansätzen versperrt, denn auch Forschung braucht Geld und Zeit. Aber dafür ebnete er einen anderen Weg und baute eine Autobahn für all diejenigen, die an dem Verbot gewinnen konnten; Drogenproduzenten, Schmuggler, Dealern. Was verboten ist, wird richtig teuer und ist auch nicht überprüfbar. Damit begann der eigentliche Krieg. Kartelle klärten diesen unter sich, und es vielen diesem Krieg viel mehr Menschen zum Opfer, als durch die Sucht selber. Unter diesen Opfern waren natürlich nicht nur Dealer sondern Menschen die in irgendeiner Weise zwischen die Fronten gerieten. Sei es als Angehörige, als Polizisten, oder einfach, weil sie am falschen Ort zur falschen Zeit waren. Die Suchtmittel wurde unreiner, die Bosse unermeßlich reich, die Beschaffungskriminalität höher und das Leid immer größer, ohne, daß es weniger Drogentote gegeben hätte.
So weit, so gut. Danach setzt er sich mit alternativen Ansätzen auseinander und zeigt, dass neben den frühkindlichen Erfahrungen vor allem das soziale Gefüge darüber entscheidet, ob jemand eher die Chance hat, einen kontrollierten Umgang mit Suchtmitteln zu schaffen oder nicht. Das Unterdrücken von Gefühlen wie Wertlosigkeit, Einsamkeit, Angst, Scham, ... welches durch das Benutzen von Drogen für den Moment erreicht werden kann, ist der Ansatz zu hilfreichen Optionen. Es geht nicht so sehr um die chemische Abhängigkeit von bestimmten Substanzen, sondern um das Ausblenden von negativen Gefühlen. Bei Spielsucht, Sexsucht, Kaufsucht gibt es überhaupt keine von Außen zugefügten chemischen Stoffe. Wenn die Gesellschaft es ermöglicht, daß alle Menschen einen Platz in ihr haben, an dem sie sich sicher fühlen und eine Aufgabe wahrnehmen können, wäre das ein erfolgversprechender Weg. Hari belegt das natürlich auch mit exemplarischen Geschichten, die Mut machen. Aber es benötigt dazu immer jemanden der aus der Gruppe heraus einen solchen Weg einschlägt. Die Gesellschaft, oder Teile von ihr, müssen das unterstützen, aber der Antrieb selber muß von Menschen kommen, die anders mit ihrer Sucht umgehen wollen. Zwangsbeglückung funktioniert nicht.
Ich selber habe mit Drogen und Sucht so gar nichts am Laufen, aber trotzdem beschäftigt mich das Buch sehr. Unsere bewußten und unbewußten Ängste werden immer wieder von Menschen ausgenutzt. Parolen, Feindbilder und Strategien bauen auf unseren Ängsten. Immer wieder werden Schubladen geöffnet, Gruppierungen aufgebaut, Lager geschaffen. Wenn ich es schaffe, Menschen und Lebewesen zu sehen, statt Gegner setze ich mich mit ihnen auseinander, statt sie auszugrenzen. Aber leider hat unsere Geschichte immer wieder gezeigt, daß es wichtig ist, zu einem Rudel, Gruppe, Stamm, Dorf zu gehören und dieses gemeinsam geben andere zu verteidigen. Der Einzelne war immer schwächer, weswegen ein Schulterschluß mit anderen gerade dann notwendig ist, wenn ich mich selbst schwach fühle. Und mein Gefühl ist nichts rationales, sondern eben ein Gefühl, welches ich zwar versuchen kann, zu unterdrücken, aber es wird dadurch nicht ausgelöscht. Und eine zweite Herausforderung sehe ich in der Vielzahl der Menschen gerade in Berlin, aber natürlich auch in anderen Regionen. Ich vermag es nicht, mich mit jeder und jedem auseinander zu setzen, also benötige ich Schubladen. Aber ich kann versuchen, meine Ängste zu hinterfragen. Ich kann immer wieder lernen anders mit meinen Gefühlen umzugehen. Kann meinen Blick auf meine Ressourcen und das Schöne in meinem Leben richten. Und das ist eine Lebensaufgabe.
Soweit für heute, ich lasse meine Gedanken jetzt weiter reifen und wünsche einen wunderschönen Tag.

Montag, 12. September 2016

Richtig Dehnen, aber wie?

Nachdem ich gestern erklärt habe, warum Dehnen so wichtig ist, will ich heute ein paar Worte dazu sagen, was eine gute Dehnung ausmacht. Es gibt ja verschiedene Wege seinen Körper zu Dehnen, aber in meinen Augen nur einen gesunden und effektiven. Wenn wir sagen, wir dehnen unsere Muskeln ist da was Wahres dran, aber wir dürfen nie vergessen, dass zum Einen Muskeln nur fähig sind zur Kontraktion und für die passive Entspannung mehr Zeit benötigen als für die Anspannung. Zum Anderen sind alle Muskelfasern und -gruppen umhüllt von einer Bindehaut, den Faszien. Die Faszie selber muß auch wieder gut ver- und entsorgt sein, aber das Thema hatten wir ja gestern. Und die Faszie hat einen hohen Anteil an kollagenen Zellen und ist damit eher träge. Jetzt wird klar, warum es nichts bringen kann, wenn ich durch schnelles Wippen versuche, zu Dehnen. Damit erreiche ich, dass kleinste Muskelfasern beschädigt werden und das Bindegewebe Risse bekommt. Beides Baustellen, die der Körper dann nachher wieder reparieren darf. Und wie bei jeder Baustelle im Körper kommt es da erst einmal zu Narben. Und Narben sind nicht für Ihre Elastizität bekannt.
Dehnen soll angenehm sein und Dir ein gutes Gefühl geben, deswegen gehört für mich Ruhe und Atem dazu. Ich begebe mich soweit in eine dehnende Position, wie ich es ohne Stress vermag. Dort verharre ich und betrachte meinen Körper quasi von Innen. Ich merke, wo es ziept und zerrt. Dort sende ich meine Aufmerksamkeit ganz bewußt hin und Atme. Mit dem Ausatem sehe ich, wie die Anspannung genau dort gleichsam mit dem Hauch losläßt. Ein schönes Gefühl, der sogenannte Wehwohl-Schmerz. Und diesen Weg behalte ich für die mir angemessene Zeit bei, bis ich langsam aus der Dehnung komme. Dann nachspüren, das ist ganz wichtig, um den Körper Zeit zu geben, den neuen Zustand von größerer Freiheit zu verinnerlichen. Erst dann wende ich mich dem nächsten Ort zu, der sich über Dehnung freut. Probiere es aus und habe viel Genuß dabei.
Und noch etwas; Menschen, die viel Zeit auf dem Boden sitzend verbringen, sind meist automatisch flexibler in Bezug auf Dehnung, weil sie nebenbei den Körper dehnen und immer wieder die Haltung verändern. Das Sitzen auf Stühlen, Bänken usw. führt da eher zu Verkürzungen.
Wenn Du Fragen hast, dann schreib mir und ich versuche, Dich noch mehr zu unterstützen.

Sonntag, 11. September 2016

Endlager Mensch?

Wer mich kennt weiß, dass ich ein großer Vertreter von Bewegung, vor allem Dehnung und ausreichend Flüssigkeit bin. Doch warum das in meinen Augen so wichtig ist, möchte ich mal kurz erklären;
Wir alle haben ja mal gehört, dass unsere Zellen Energie benötigen und verbrennen, um ihre täglichen Arbeiten zu verrichten. Und das tut jede Zelle, denn ohne diese permanente Arbeit würde sie keinen Zweck haben und absterben. Und wenn die Zelle viel arbeitet -Muskeltraining, Stress, Denken- dann verbrennt sie halt ein bißchen mehr. Aber wie bei jedem Verbrennungsprozeß entstehen dabei natürlich Rückstände. Und diese gehören entsorgt. Als Entsorgungsdeponien stehen uns drei Wege zur Verfügung: Die Haut (und vielleicht ist Dir ja schon aufgefallen, dass Dein Schweiß manchmal mehr duftet, wenn Du wenig Flüssigkeit zur Verfügung hast), der Atem (denn in der Lunge wird ja Kohlendioxid plus Anhängsel gegen Sauerstoff getauscht) und natürlich die Niere (diese filtert Abfälle aus dem Blut, die dann über den Urin ausgeschieden werden). Alle drei Wege benötigen für den Transport Flüssigkeit.
Doch jetzt gehen wir noch mal zu der Zelle, die ihren Ruß gerne los werden möchte. Die Flüssigkeit als Transportmittel ist in diesem Fall das Blut, welches an der Zelle ankommen muß, um die winzigen Partikel an sich binden zu können. Aber wenn die Kapillaren zwischendrin verstopft sind, oder im Kreislauf nicht genug Druck aufgebaut werden kann, dann kommt an manchen Zellen keine geeignete Kehrmaschine an. Die Zelle kann sich aber nicht bewegen und kann die eigene Mülltonne nicht an die große Strasse schieben, wo die Müllabfuhr diese dann einlädt. Doof! Und deswegen bleibt uns nichts anderes übrig, als den Weg frei zu machen, so daß die kleinen Wägelchen zur Haustür gelangen um den Müll einzusammeln. Genau das passiert, wenn wir uns regelmäßig Dehnen. Wir entzerren Verklebungen der Muskelzellen, die nur in eine Richtung aktiv werden können - nämlich indem sie sich zusammen ziehen. Der Weg zurück, die Entspannung ist eine passive Reaktion. Aber wenn zwischendrin kleine Häärchen sich ineinander verhakeln, oder Kristalle den Rückweg erschweren, funktioniert das nicht immer im gewünschten Ausmaß.
Ich hoffe, diese Bilder helfen Dir, zu verstehen, warum es so wichtig ist, ausreichend zu Trinken, sich gut zu Bewegen und zu Dehnen. Denn wir wollen doch kein Endlager für unsere eigenen Stoffwechselprodukte werden. In diesem Sinne einen wundervoll bewegten Start in die neue Woche.